In der feministischen Theorie bezieht sich der „männliche Blick“ auf die Darstellung von Frauen in bildender Kunst und Literatur aus einer männlichen Perspektive, wobei Frauen als Sexualobjekte zum Vergnügen des heterosexuellen männlichen Betrachters präsentiert werden. Der männliche Blick auf den weiblichen Körper ist instinktiv und fesselnd: Der Mann beobachtet und die Frau wird beobachtet. Harita Asumanis neue Ausstellung „Good Boys“ kehrt diese Rollen um. Die Künstlerin beobachtet und malt aus ihren Erinnerungen die Männer, die ihr Leben geprägt haben. Diese Werke basieren auf realen Personen und porträtieren Männer, die die Künstlerin romantisch, bezaubernd und erotisch beeinflusst haben.
Harita hat keine Angst, Sexualität in ihrer Arbeit zu erkunden. Sexuelle Freiheit und Feminismus sind zentrale Themen, die nahtlos mit ihrer charakteristischen Verwendung von Pink verschmelzen. Ob sie sich nackt in herausfordernden Posen präsentiert oder intime Szenen mit ihrem Partner darstellt, Haritha behandelt diese Themen mit Gelassenheit und Selbstvertrauen.
In „Good Boys“ erschafft Harita Doppelgänger dieser Männer, selbst wenn sie nur ein Wort mit ihnen gewechselt hat. Sie fängt ihre ansprechendsten Eigenschaften ein und malt diese Fremden und ihre fiktiven Welten durch ein rosa Prisma. Auch die Kuratorin wird zum Subjekt, erscheint als eines der Porträts und schafft ein reflektierendes Wechselspiel der Perspektiven. Diese Männer werden beobachtet, gemalt und in den Prozess einbezogen, betrachtet durch die thematische Linse der Ausstellung.
Harita beschreibt ihren Prozess: „Wir haben einige von ihnen nur ein paar Mal getroffen. Während dieser Zeit hat ein Energie-Informationsaustausch stattgefunden. Diese chaotischen Informationen sind noch lange nach unserem letzten Treffen in meinem Unterbewusstsein verblieben. Wenn mein Geist ihr Bild heraufbeschwört, setze ich zusammen, was verfügbar ist, und füge die notwendigen hellen Farben hinzu. In meiner Vorstellung sind diese Männer ‚gute Jungs‘.“
In ihrer Erinnerung an diese Männer vermittelt Harita das sinnliche Gefühl, das durch das „Messen mit dem Blick“ hervorgerufen wird. Dieser Blickwechsel vertauscht die Rollen von Objekt und Beobachter. Haritas Distanz zu den realen Individuen bewahrt ihre romantisierten Vorstellungen von ihnen.
Neben den fünf Gemälden in der Ausstellung laden Audioaufnahmen von Harithas persönlichen Geschichten und Erlebnissen die Betrachter ein, in ihre romantischen Erinnerungen einzutauchen. Gemeinsam schauen wir uns die „guten Jungs“ an.
Simeon Vasilev
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